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Die Geschichte des Berufs der Mütterpflegerin: Von den Anfängen bis zur modernen Betreuung im Familienalltag


Der Beruf der Mütterpflege hat eine lange und faszinierende Geschichte, die eng mit den gesellschaftlichen und gesundheitlichen Entwicklungen in Deutschland verknüpft ist. Von den traditionellen Wurzeln in der Nachbarschaftshilfe bis zur modernen, professionellen Betreuung mit Krankenkassenunterstützung hat sich vieles verändert.




Frühe Wurzeln: Gemeinschaftliche Unterstützung

Schon im 19. Jahrhundert war es üblich, dass Frauen im Wochenbett von ihrer Familie oder der Nachbarschaft unterstützt wurden. Diese Hilfe bestand meist aus alltäglichen Aufgaben wie Kochen, Putzen und der Betreuung älterer Kinder. Eine geregelte Ausbildung zur Mütterpflegerin oder eine festgelegte Rolle für Mütterpflegerinnen gab es damals nicht – die Unterstützung war ein Akt der Solidarität innerhalb der Gemeinschaft.


1920er-Jahre: Erste Ansätze für professionelle Betreuung

Mit der Industrialisierung und Urbanisierung änderten sich die sozialen Strukturen in Deutschland. Familien zogen zunehmend in Städte und lebten oft weit entfernt von ihren Verwandten. In den 1920er-Jahren begannen erste Wohlfahrtsverbände, organisierte Unterstützungsdienste für Familien anzubieten. Dies legte den Grundstein für die Professionalisierung der Mütterpflege, auch wenn sie noch kein eigenständiger Beruf war.


1950er- und 1960er-Jahre: Der Nachkriegsboom und die Mutterrolle

Nach dem Zweiten Weltkrieg, während des Wirtschaftswunders, stieg die Geburtenrate in Deutschland an. Die Bedeutung der Mutterrolle im häuslichen Umfeld wurde betont. In dieser Zeit übernahmen häufig Hebammen die Betreuung im Wochenbett, und ehrenamtliche Helferinnen unterstützten zusätzlich im Haushalt. Die staatliche Unterstützung für Familien nahm langsam zu, unter anderem durch die Einführung des Mutterschutzgesetzes 1952.


1970er-Jahre: Ausbau des Gesundheitssystems

Die 1970er-Jahre brachten umfassende Reformen im deutschen Gesundheitssystem. Die Krankenkassen begannen gezielt Unterstützungsleistungen für Familien anzubieten, was die Grundlage für die moderne Mütterpflege schuf. Parallel dazu wurde die Ausbildung zur Familienpflegerin eingeführt, die erstmals professionelle Betreuung für Familien – einschließlich Müttern im Wochenbett – beinhaltete.


1990er-Jahre: Anerkennung durch die Krankenkassen

Mit den Sozialgesetzreformen der 1990er-Jahre wurde Mütterpflege unter bestimmten Voraussetzungen von den Krankenkassen als Leistung anerkannt. Besonders nach schwierigen Geburten, bei Mehrlingsgeburten oder Risikoschwangerschaften konnten Frauen nun professionelle Unterstützung beantragen, meist über den Bereich der Haushaltshilfe.


2000er-Jahre bis heute: Die moderne Mütterpflege

Heute ist der Beruf der Mütterpflegerin ein wichtiger, aber noch häufig unbeachteter Bestandteil der postnatalen Versorgung und Prävention. Mütterpflegerinnen bieten nicht nur praktische Hilfe im Haushalt, sondern sind auch geschult, emotionale und gesundheitliche Unterstützung zu leisten. Die Nachfrage nach diesen Leistungen nimmt stetig zu, besonders durch den wachsenden gesellschaftlichen Druck auf Frauen, Beruf und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren.


Allerdings ist Mütterpflege in Deutschland noch keine eigenständige Leistung innerhalb der Krankenkassen. Oft wird sie unter dem Bereich der Haushaltshilfe abgerechnet, was die Beantragung kompliziert und den Zugang erschwert. In den Niederlanden hingegen ist die sogenannte Kraamzorg – eine umfassende Wochenbettbetreuung durch Mütterpflegerinnen für Mutter und Kind – ein fester Bestandteil des Gesundheitssystems. Dort erhalten alle Familien professionelle Unterstützung in den ersten acht bis zehn Tagen nach der Geburt, unabhängig von individuellen Voraussetzungen.


Dieses niederländische Modell zeigt, wie wichtig eine klare Regelung für Mütterpflege sein könnte. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland diesem Vorbild folgt und die Mütterpflege als eigenständige Leistung anerkennt, um den Zugang zu erleichtern, Prävention von Erkrankungen wie der postpartalen Depression vorzubeugen und den Beruf weiter zu stärken.


Verbände und Vereine: Für eine stärkere Professionalisierung

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sind die zunehmenden Bemühungen von Verbänden und Vereinen in Deutschland wie die Deutsche Gesellschaft für Peripartale Gesundheitsförderung oder der Berufsverband für Mütterpflegerinnen in Deutschland, die sich für die Professionalisierung und Anerkennung der Mütterpflege einsetzen. Sie fördern die Ausbildung neuer Mütterpflegerinnen und setzen sich für einheitliche Standards ein. Diese Organisationen tragen dazu bei, den Beruf bekannter und die Ausbildungen einheitlicher zu machen, um seine Bedeutung für Familien und das Gesundheitssystem zu unterstreichen.


Ein Blick in die Zukunft

Der Beruf der Mütterpflegerin entwickelt sich stetig weiter. In einer Zeit, in der familiäre Netzwerke oft kleiner werden und der Bedarf an individueller Unterstützung wächst, ist Mütterpflege wichtiger denn je. Mit der zunehmenden Professionalisierung und einer möglichen eigenständigen Anerkennung als Kassenleistung, wie es in den Niederlanden bereits der Fall ist, könnte die Mütterpflege eine noch größere Rolle im deutschen Gesundheitssystem einnehmen.


Die Geschichte der Mütterpflege zeigt, wie sehr sich der Beruf an die gesellschaftlichen Bedürfnisse angepasst hat – von der nachbarschaftlichen Hilfe bis hin zur professionellen Unterstützung, die Familien entlastet und stärkt. Eine stärkere Integration in das Gesundheitssystem und die Anerkennung als eigenständige Leistung wären der nächste große Schritt, um Müttern und ihren Familien in Deutschland die Unterstützung zu geben, die sie verdienen.



Isabelle

Doula, Mütterpflegerin und Sozialarbeiterin (M.A.)


 

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